Pipentid

Musik und Tanz aus Mittelalter und Renaissance

Musik und Tanz als Sünde

Bild Teufel

Die Ursprünge des Tanzens sind vielschichtig und haben ihre Wurzeln in uralten Ritualen. Schon aus diesem Grunde war der Tanz der klerikalen Obrigkeit verdächtig. Das Begleitinstrument der Bauerntänze war der Dudelsack, das Tanzlied war die Stimme der öffentlichen Meinung. Im Tanzlied rügte und verspottete das einfache Volk auch die Geistlichkeit für Verfehlungen und Ungerechtigkeit. Und so galten Musik und Tanz seit dem Mittelalter als Verführung zu den Todsünden, mit Zorn geißelten die Prediger die "schandbaren" Lieder. Max von Boehn ("Der Tanz"; Berlin 1925) zitiert eine Predigt des Volkspredigers Johann Geiler von Kaisersberg:

Man treibt zu unseren Zeiten solche unziemliche Ueppigkeit unter dem Tanzen, das vor nie erfahren, noch erhört worden ist. Desgleichen bringt man soviel Tänze auf die Bahn, die vor nie in Brauch sein gewesen, daß sich nicht genug darob zu verwundern ist. Als da ist: der Schäfertanz, der Bauerntanz, der welsch Tanz, der Edelleutetanz, der Studententanz, Keßlertanz, Bettlertanz und in Summa, wenn ich sie alle wollte erzählen, hätt ich wohl eine ganze Woche genug zu schaffen. Darnach find man Klötz, die tanzen also säuisch und unflätig, dass sie die Weiber und Jungfrauen dermaßen herumschwenken und in die Höhe werfen, daß man ihnen hinten und vornen hinaufsieht bis in die Weich und haben es bisweilen die Jungfrauen fast gern, wenn man sie also schwenket, daß man ihnen ich weiß nicht wohin sieht ... Noch hätt’ ich schier den Tanz vergessen, nämlich den Reihentanz, da werden auch nit minder Unzucht und Schande begangen, als in den anderen, von wegen der schändlichen und schandbaren Hurenlieder, so darein gesungen werden, damit man das weiblich Geschlecht zur Geilheit anreizet.

Von der Verbindung des Dudelsackes, der "Sackpfeife" zum Teufel erzählt auch eine Geschichte, die Theodor Fontane in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" aus dem Ort Prädikow erzählt und die dem dortigen Adelsgeschlecht der Barfuse zugeschrieben wird:

Es war um 1610, also acht Jahre nach der Jagd im "Blumenthal", als Valentin Barfus auf Besuch nach Prädikow kam. Es verstand sich von selbst, daß er von seinen Brüdern der Reihe nach bewirtet wurde. Der älteste, Richard, der auf dem "roten Hause" in Nieder- Prädikow saß, hatte natürlich den Vorrang, und eine tüchtige Zechkumpanei wurde nach Sitte jener Zeit geladen. Man trank, man jubelte, man tobte, und, unglaublich zu sagen, man tanzte auch; denn woher nahm man die Damen? So kam Mitternacht heran. Um Mitternacht aber legten die Spielleute müd und matt ihre Fiedeln nieder und sagten: "Wir können nicht mehr!" Da sprang Nikolaus, der zweite der Brüder, mitten unter sie und schrie, während er mit der Faust drohte: "Weiter, weiter, und wenn der Teufel selber aufspielen sollte!" Da erschien der böse Feind auf dem Ofen, mit der Sackpfeife unterm Arm, grinste den Nikolaus an und spielte auf. Da fürchteten sie sich und ließen den Pfarrer holen, und als er kam, begannen sie zu beten und beteten, bis der Sackpfeifer wieder verschwunden war.

Aber der Teufel war doch im Hause gewesen, und Unfrieden ließ er zurück. Fehde brach aus zwischen den Brüdern. Die beiden älteren standen sich im Zweikampf gegenüber, und auf dem Grasplatz am Teich, hundert Schritt hinter dem roten Hause, fiel Richard, der älteste, von der Hand des zweiten Bruders, ebenjenes Nikolaus, der an dem geschilderten Zechabend den unheimlichen Sackpfeifer herbeigerufen hatte.

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